Transaktionale und transformationale Führung – Ein Vergleich der Führungsstile

Transaktionale Führung als perfektes Führungssystem?

Im Bereich der Führung haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Führungsstile entwickelt, um die Motivation der Mitarbeitenden zu steigern und die Unternehmensziele effizient zu erreichen. Besonders in den letzten Jahrzehnten haben sich die transaktionale Führung und die transformationale Führung als zwei der wichtigsten Ansätze herauskristallisiert. Während beide Ansätze ihre eigenen Vorteile und Schwächen mitbringen, stellt sich oft die Frage, welcher Führungsstil in welcher Situation am besten geeignet ist.

Transaktionale Führung – Ein bewährter Führungsstil

Die transaktionale Führung basiert auf dem Konzept der Austauschbeziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden. Dieser Führungsstil, der oft auch als Management by Exception bezeichnet wird, setzt klare Ziele und Regeln, die eingehalten werden müssen. Im Gegenzug erhalten die Mitarbeitenden Belohnungen für ihre Leistungen, wie Boni, Gehaltserhöhungen oder andere materielle Anreize.

Die transaktionale Führung wurde in den 1970er Jahren durch den amerikanischen Soziologen James MacGregor Burns erstmals ausführlich beschrieben. Sie basiert auf der Vorstellung, dass Mitarbeitende durch extrinsische Motivation, also durch äußere Anreize, motiviert werden können. Diese Form der Führung funktioniert besonders gut in hierarchischen Strukturen, in denen klare Regeln und Strukturen festgelegt sind.

Die Kernelemente der transaktionalen Führung

Die transaktionale Führung besteht aus mehreren Schlüsselelementen, die für ihre Wirksamkeit entscheidend sind:

  • Klare Zielvorgaben: Führungskräfte setzen messbare, spezifische Ziele, die die Mitarbeitenden erreichen sollen.
  • Belohnung oder Bestrafung: Die Mitarbeitenden werden entweder für das Erreichen ihrer Ziele belohnt oder bei Nichterfüllung bestraft.
  • Kontrolle und Überwachung: Führungskräfte überwachen den Fortschritt und greifen ein, wenn Ziele nicht erreicht werden.

Vorteile der transaktionalen Führung

Die transaktionale Führung bietet einige Vorteile, insbesondere in Unternehmen, die stark auf Effizienz und die Einhaltung von Routinetätigkeiten angewiesen sind. Zu den wichtigsten Vorteilen gehören:

  • Klare Strukturen: Durch die festen Strukturen wissen die Mitarbeitenden genau, was von ihnen erwartet wird.
  • Erhöhte Produktivität: Da klare Ziele gesetzt werden, können Mitarbeitende ihre Anstrengungen gezielt darauf ausrichten, diese zu erreichen.
  • Fokus auf kurzfristige Ziele: Die transaktionale Führung eignet sich hervorragend, um kurzfristige Ziele zu erreichen und die Produktivität schnell zu steigern.

Nachteile der transaktionalen Führung

Trotz ihrer Vorteile hat die transaktionale Führung auch einige Schwächen:

  • Begrenzte Kreativität: Da der Fokus stark auf Zielen und Regeln liegt, bleibt wenig Raum für kreative Problemlösungen oder innovative Ansätze.
  • Kurzfristige Motivation: Die extrinsische Motivation durch Belohnungen wirkt oft nur kurzfristig. Wenn die Belohnungssysteme wegfallen, kann die Motivation der Mitarbeitenden schnell nachlassen.
  • Starke Kontrolle: Dieser Führungsstil erfordert eine hohe Kontrolle, was zu einem unangenehmen Arbeitsklima führen kann.

Transformationale Führung – Der Führungsstil der Zukunft?

Im Gegensatz zur transaktionalen Führung konzentriert sich die transformationale Führung auf die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden. Diese Art der Führung zielt darauf ab, Mitarbeitende zu inspirieren und zu motivieren, ihre eigenen Potenziale zu entfalten und an der Erreichung langfristiger Ziele mitzuwirken. Transformationale Führungskräfte agieren als Vorbilder, die durch ihre Vision und ihren Führungsstil die Mitarbeitenden zu Höchstleistungen antreiben.

Der Begriff der transformationale Führung wurde ebenfalls von James MacGregor Burns geprägt und später durch Forscher wie Bernard Bass weiterentwickelt. Transformationale Führungskräfte zeichnen sich dadurch aus, dass sie die individuellen Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden erkennen und sie durch intellektuelle Stimulierung zu neuen Denkweisen anregen.

Die Kernelemente der transformationalen Führung

Die transformationale Führung basiert auf den folgenden vier Prinzipien:

  1. Inspirierende Motivation: Führungskräfte schaffen eine Vision, die die Mitarbeitenden emotional anspricht und sie dazu motiviert, über sich hinauszuwachsen.
  2. Individuelle Berücksichtigung: Mitarbeitende werden als Individuen betrachtet, und ihre persönlichen Ziele und Bedürfnisse werden berücksichtigt.
  3. Intellektuelle Stimulierung: Führungskräfte regen die Mitarbeitenden dazu an, kreative und innovative Lösungen für Probleme zu finden.
  4. Idealisierter Einfluss: Führungskräfte dienen als Vorbilder und inspirieren die Mitarbeitenden durch ihr Verhalten.

Vorteile der transformationalen Führung

Die transformationale Führung bietet zahlreiche Vorteile, insbesondere in kreativen und dynamischen Arbeitsumfeldern:

  • Langfristige Motivation: Durch die Betonung von intrinsischer Motivation sind Mitarbeitende oft langfristig engagiert und motiviert.
  • Kreativität und Innovation: Da transformationale Führungskräfte ihre Mitarbeitenden zur intellektuellen Stimulierung ermutigen, entstehen oft innovative Lösungen und neue Ansätze.
  • Stärkere Mitarbeiterbindung: Mitarbeitende fühlen sich wertgeschätzt und sind stärker mit dem Unternehmen verbunden, was zu einer geringeren Fluktuation führt.

Nachteile der transformationalen Führung

Trotz ihrer vielen Vorteile hat die transformationale Führung auch ihre Grenzen:

  • Hohe Anforderungen an Führungskräfte: Transformationale Führung erfordert von den Führungskräften ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Vision und Inspiration, was nicht jeder Führungskraft liegt.
  • Zeitaufwendig: Dieser Führungsstil ist oft zeitaufwendig, da er auf langfristige Beziehungen und individuelle Betreuung setzt.
  • Nicht immer praktikabel: In stark strukturierten oder regulierten Branchen kann die transformationale Führung schwer umsetzbar sein.

Transaktionale und transformationale Führung – Ein direkter Vergleich

Beide Führungsstile haben ihre Berechtigung, aber sie sind für unterschiedliche Situationen geeignet. Während die transaktionale Führung sich auf die Erfüllung von klaren Zielen und Regeln konzentriert, zielt die transformationale Führung darauf ab, die Mitarbeitenden durch intellektuelle Stimulierung und emotionale Bindung zu motivieren.

AspektTransaktionale FührungTransformationale Führung
MotivationExtrinsisch – durch Belohnungen und BestrafungenIntrinsisch – durch emotionale Bindung und Vision
FokusKurzfristige, klar definierte ZieleLangfristige Visionen und Entwicklungen
FührungsstilStrikt, auf Kontrolle basierendInspirierend, auf Vertrauen basierend
Strukturen und RegelnKlare, hierarchische StrukturenFlexibel, auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten
EinsatzgebietGut für standardisierte RoutinetätigkeitenIdeal für kreative oder dynamische Arbeitsumfelder
MitarbeiterbindungGering, da der Fokus auf Belohnung und Bestrafung liegtStark, durch emotionale Bindung und individuelle Berücksichtigung

Wann sollte man welchen Führungsstil wählen?

Die Wahl des passenden Führungsstils hängt stark von der Situation und den Anforderungen des Unternehmens ab. In stark strukturierten Umfeldern mit klaren Prozessen, wie in der Produktion oder in Callcentern, eignet sich die transaktionale Führung aufgrund der klaren Ziele und Regeln besser. Diese Art der Führung funktioniert hervorragend in Branchen, in denen die Mitarbeitenden für das Erreichen spezifischer Leistungsziele belohnt werden.

In kreativen oder dynamischen Umgebungen, wie in der Werbung oder Technologie, ist die transformationale Führung besser geeignet. Transformationale Führungskräfte können die Mitarbeitenden durch eine gemeinsame Vision motivieren und so zu langfristigen Innovationen und Entwicklungen beitragen.

Beispiele aus der Praxis für transaktionale und transformationale Führung

Ein klassisches Beispiel für die Anwendung der transaktionalen Führung findet man in der Vertriebsbranche. Vertriebsmitarbeitende erhalten klare Verkaufsziele, und ihre Leistung wird regelmäßig anhand dieser Ziele überprüft. Erreichen sie ihre Ziele, werden sie durch Boni oder Provisionen belohnt. Dieses System 

belohnt. Dieses System stellt einen typischen transaktionalen Führungsstil dar, bei dem die Erfüllung der gesetzten Ziele im Mittelpunkt steht. Durch klare Zielvorgaben und die Aussicht auf materielle Belohnungen motiviert die transaktionale Führung die Mitarbeitenden dazu, ihre Ziele zu erreichen. Ein solches System funktioniert besonders gut in Umgebungen, in denen extrinsische Motivation eine zentrale Rolle spielt.

Ein weiteres Beispiel für den transaktionalen Führungsstil findet sich häufig in der Produktion. Hier werden den Mitarbeitenden klar definierte Produktionsziele gesetzt, die innerhalb einer festgelegten Zeit erreicht werden müssen. Auch in stark regulierten Branchen wie dem Finanzwesen oder der Logistik kommen transaktionale Führungsstile zum Einsatz, um die Einhaltung von Regeln und die Erfüllung von spezifischen Zielvorgaben sicherzustellen.

Im Gegensatz dazu basiert die transformationale Führung auf dem Prinzip, dass die Mitarbeitenden durch eine gemeinsame Vision und langfristige Ziele motiviert werden. Dieser Führungsstil eignet sich insbesondere für Unternehmen, die sich in dynamischen und kreativen Umgebungen bewegen, in denen Flexibilität und Innovation gefragt sind.

Vorteile des transaktionalen Führungsstils

Der transaktionale Führungsstil bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich, die besonders in stark strukturierten Organisationen oder in Umgebungen, die eine hohe Effizienz erfordern, zur Geltung kommen:

  • Klare Zielsetzung: Mitarbeitende wissen genau, was von ihnen erwartet wird und welche Schritte sie unternehmen müssen, um ihre Ziele zu erreichen.
  • Klare Belohnungssysteme: Durch die Aussicht auf konkrete Belohnungen bei Zielerreichung wird eine direkte extrinsische Motivation geschaffen.
  • Hohe Vorhersehbarkeit: Da die Zielvorgaben klar und messbar sind, können Führungskräfte leicht überwachen, ob die Ziele erreicht werden oder ob Anpassungen notwendig sind.
  • Effizienz: Besonders in Umgebungen mit sich wiederholenden Aufgaben, wie z.B. in der Produktion, sorgt der transaktionale Führungsstil für eine effiziente Arbeitsweise, da die Mitarbeitenden darauf fokussiert sind, ihre Aufgaben fristgerecht zu erledigen.

Nachteile des transaktionalen Führungsstils

Obwohl der transaktionale Führungsstil zahlreiche Vorteile bietet, gibt es auch einige Nachteile, die nicht außer Acht gelassen werden sollten:

  • Begrenzte Innovationskraft: Da der Fokus stark auf das Erreichen von Zielen gelegt wird, bleibt wenig Raum für kreative Problemlösungen oder innovative Ideen.
  • Kurzfristige Motivation: Die Motivation der Mitarbeitenden basiert hauptsächlich auf extrinsischen Faktoren, wie z.B. Gehaltserhöhungen oder Boni, was oft nur kurzfristige Erfolge hervorbringt.
  • Starke Kontrolle: Dieser Führungsstil erfordert eine ständige Überwachung der Leistung, was zu einem angespannten Arbeitsklima führen kann.

Wann eignet sich der transaktionale Führungsstil?

Der transaktionale Führungsstil eignet sich besonders gut für Organisationen, die stark hierarchisch organisiert sind und in denen die Einhaltung von Zielen und Regeln essenziell ist. Beispiele hierfür sind:

  • Produktionsunternehmen, in denen es wichtig ist, festgelegte Produktionsquoten zu erfüllen.
  • Vertriebsorganisationen, bei denen Verkaufszahlen das zentrale Kriterium für Erfolg sind.
  • Callcenter, wo die Einhaltung von klar definierten Leistungszielen (z.B. Anzahl der bearbeiteten Anrufe) von Bedeutung ist.

In diesen Branchen hilft der transaktionale Führungsstil, die Mitarbeitenden klar auf die zu erreichenden Ziele auszurichten und sie durch ein Belohnungssystem dazu zu motivieren, ihre Leistung stetig zu verbessern.

Transformationaler Führungsstil in dynamischen Umgebungen

Im Gegensatz dazu bietet der transformationaler Führungsstil mehr Flexibilität und fördert die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden. Führungskräfte, die nach diesem Prinzip arbeiten, setzen auf langfristige Visionen und versuchen, die Mitarbeitenden zu inspirieren, an diesen Visionen teilzuhaben. Hierbei geht es weniger um die Erfüllung kurzfristiger Ziele, sondern um die langfristige Weiterentwicklung der Mitarbeitenden und des Unternehmens.

Ein Beispiel für den Einsatz des transformationalen Führungsstils ist die Technologiebranche. Unternehmen wie Google oder Apple nutzen diesen Ansatz, um kreative und innovative Lösungen zu fördern. Anstatt die Leistung der Mitarbeitenden durch Belohnungen oder Bestrafungen zu steuern, ermutigen sie ihre Teams, neue Wege zu gehen und eigenständig Lösungen zu entwickeln.

Die Rolle der Vision in der transformationalen Führung

Ein zentrales Merkmal des transformationalen Führungsstils ist die Schaffung einer klaren und inspirierenden Vision. Diese Vision dient als Leitfaden für die Mitarbeitenden und motiviert sie, über ihre individuellen Ziele hinauszuwachsen. Während in der transaktionalen Führung die Ziele meist klar definiert und kurzfristig sind, liegt der Fokus in der transformationalen Führung auf langfristigen Zielen und der persönlichen Entwicklung der Mitarbeitenden.

Ziele erreichen durch Kombination beider Führungsstile

In vielen modernen Organisationen setzen Führungskräfte sowohl transaktionale als auch transformationsorientierte Führungsstile ein, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Diese hybride Methode stellt sicher, dass kurzfristige Ziele erreicht werden, während gleichzeitig die langfristige Entwicklung und Motivation der Mitarbeitenden gefördert wird.

Durch die Kombination der beiden Führungsstile können Unternehmen ihre Effizienz steigern und gleichzeitig die Innovationsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden fördern. So können kurzfristige Leistungsziele durch den transaktionalen Führungsstil erreicht werden, während die transformationale Führung die Kreativität und Motivation für zukünftige Herausforderungen stärkt.

Schlussfolgerung: Der passende Führungsstil für Ihr Unternehmen

Es gibt keinen einzig wahren Führungsstil, der in jeder Situation die besten Ergebnisse liefert. Sowohl die transaktionale als auch die transformationsorientierte Führung haben ihre Vorzüge und sollten je nach Kontext und Unternehmensziel eingesetzt werden.

Für Unternehmen, die stark auf die Einhaltung von Zielen und Regeln angewiesen sind, wie z.B. in der Produktion oder im Vertrieb, ist der transaktionale Führungsstil besonders effektiv. Er bietet klare Strukturen, Belohnungssysteme und ermöglicht eine direkte Kontrolle der Leistung.

In kreativen und dynamischen Branchen, wie der Technologie oder der Werbung, eignet sich hingegen der transformationsorientierte Führungsstil, da er die Mitarbeitenden inspiriert und sie zu neuen Höchstleistungen antreibt.

Am Ende ist es jedoch die Kombination beider Führungsstile, die in vielen Fällen den größten Erfolg bringt. Indem Unternehmen sowohl auf kurzfristige Ziele als auch auf die langfristige Motivation und Entwicklung der Mitarbeitenden setzen, können sie nachhaltig wachsen und gleichzeitig innovativ bleiben.

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